„Ich bin im siebten Monat schwanger und habe zur Vorbereitung auf die Mutterrolle viele Ratgeber gelesen. Zur Kariesprophylaxe mit Fluorid gibt es hier unterschiedliche Empfehlungen, unter anderem habe ich gelesen, dass Fluorid sehr schädlich sein soll. Nun bin ich verunsichert und weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll. Haben Sie einen Rat?“
Sara S., Wolfenbüttel
Fluorid ist ein Spurenelement, das im Körper vor allem in Zähnen und Knochen enthalten ist. Gesichert ist, dass Fluorid helfen kann, Karies zu verhüten. So wie Frau S. fragen sich aber viele Eltern, ob es ihren Kindern auch schaden kann.
In Deutschland gibt es unterschiedliche Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluorid bei Säuglingen und Kleinkindern. Fachleute sind sich nicht einig, wie in dieser Altersgruppe der bestmögliche Kariesschutz erzielt und gleichzeitig schädliche Wirkungen vermieden werden können. Kinderärzte empfehlen oft, Säuglingen und Kleinkindern Fluorid als Tabletten oder Tropfen zu geben und die Zähne mit fluoridfreier Zahnpasta zu putzen. Auf diese Weise ist eine genauere Dosierung möglich, da Kinder Zahnpasta häufig in großen Mengen schlucken. Die zahnmedizinischen Fachgesellschaften hingegen empfehlen den Verzicht auf die Tabletten und die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta ab dem Durchbruch des ersten Zahnes. Um Überdosierungen zu vermeiden, soll spezielle Kinderzahnpasta verwendet werden, die geringere Mengen Fluorid enthält. Die verwendete Menge und die Häufigkeit des Putzens spielen ebenfalls eine Rolle.
Die gute Nachricht: Für beide Vorgehensweisen ist der Nutzen zur Karies-Vorbeugung in Studien belegt. In jedem Fall ist das Risiko für ernsthafte gesundheitliche Schäden bei beiden Varianten gering. Wenn zu viel Fluorid aufgenommen wird, können sich allerdings weißliche Flecken auf den Zähnen bilden. Diese stören eventuell optisch, haben aber meist keine weiteren Folgen. Selten schädigt zu viel Fluorid den Zahnschmelz, sodass Karies begünstigt wird. Andere gesundheitliche Probleme treten nur bei extrem hohen Dosen auf.
Wichtig ist vor allem, sich für eine Form der Fluoridprophylaxe zu entscheiden: Wenn Tabletten eingenommen werden, sollte nicht zusätzlich fluoridierte Zahnpasta verwendet werden. Auch andere Fluoridquellen wie manche Mineralwässer oder angereichertes Speisesalz sind zu berücksichtigen. Die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) rät werdenden Eltern, sich genau zu informieren und die letztendliche Entscheidung gemeinsam mit Kinderarzt und Zahnarzt zu treffen. Und vom Fluorid mal abgesehen: Regelmäßiges und richtiges Zähneputzen und eine gesunde Ernährung sind genauso wichtig für die Kariesvorbeugung – und das ganz ohne Risiko.
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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF). S2k-Leitlinie: Fluoridierungsmaßnahmen zur Kariesprophylaxe. [Stand: 23.01.2013] (in Überarbeitung, gültig bis 01.01.2018)
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