Kniearthrose beginnt typischerweise mit Knieschmerzen, die zuerst nur bei Belastung auftreten. Begünstigt wird sie zum Beispiel durch Übergewicht und starke Beanspruchung wie häufiges Knien. Ist die Arthrose fortgeschritten und gelingt es nicht, sie durch Bewegung und Schmerzmittel ausreichend zu lindern, kann ein Gelenkersatz infrage kommen.
Wenn sich das Knie nach Ruhepausen zunächst steif anfühlt und beim Bewegen schmerzt, kann eine Arthrose dahinterstecken. Oft wird eine Kniearthrose (auch Kniegelenksarthrose oder Gonarthrose) als normaler, altersbedingter Verschleiß des Gelenks angesehen, der mit den Jahren immer weiter fortschreitet und hingenommen werden muss. Doch man kann selbst viel für seine Gelenke tun, insbesondere mit Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen.
Die verbreitete Vorstellung, die Kniegelenke müssten bei einer Arthrose geschont werden, trifft nicht zu – im Gegenteil: Gut ausgebildete Muskeln stabilisieren und schützen die Gelenke. Bewegung sorgt dafür, dass der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt wird.
Wenn eine Kniearthrose bereits fortgeschritten ist und den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigt, kann ein Gelenkersatz infrage kommen – vor allem, wenn es nicht gelingt, die Beschwerden durch Bewegung oder Schmerzmittel ausreichend zu lindern. Bei Übergewicht kann es helfen, abzunehmen.
Gegen Arthrose werden auch viele Mittel und Methoden angepriesen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist und die sogar schädlich sein können. Es lohnt sich deshalb, die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen gut abzuwägen und Empfehlungen kritisch zu hinterfragen. Wer Behandlungsmöglichkeiten realistisch sieht, schützt sich vor Enttäuschungen und unnötigen Kosten.
Kniearthrose beginnt typischerweise mit Knieschmerzen, die zunächst nur bei Belastung auftreten. Wenn sie mit der Zeit fortschreitet, werden die Schmerzen häufiger und stärker. Sie können dann auch in Ruhe oder nachts auftreten und den Schlaf stören. Außerdem können andere Beschwerden wie steife Gelenke hinzukommen. Manchen Menschen tun die Gelenke vor allem gegen Abend oder am Morgen weh.
Je nachdem, welcher Teil des Knies betroffen ist, kann eher die Innen- oder Außenseite des Knies schmerzen. Wenn der Bereich unter der Kniescheibe betroffen ist, können die Schmerzen vor allem beim Aufstehen und Treppensteigen auftreten.
Bei einer starken Arthrose treten die Schmerzen auch in Ruhe auf. Sie fühlen sich dann oft dumpfer an und können zeitweise sehr stark sein, zu Erschöpfung führen und den Alltag erheblich einschränken.
Das Kniegelenk kann auch druckempfindlich und steifer werden. Wird es weniger bewegt, schwächt das die Muskeln und Bänder. Dadurch kann sich das Knie instabil anfühlen.
Manchmal entzündet sich das Knie vorübergehend. Dann fühlt es sich meist warm an, schwillt an und die Schmerzen nehmen für einige Tage zu.
Manche Menschen haben nur auf der Innen- oder Außenseite des Kniegelenks Arthrose. Meist ist dann die Innenseite betroffen, was mit O-Beinen einhergehen kann (Varus-Stellung).
Das Kniegelenk verbindet die Ober- und Unterschenkelknochen sowie die Kniescheibe miteinander. Die Knochenenden und die Innenseite der Kniescheibe sind mit Knorpel überzogen. Ein gesunder Knorpel ist eine glatte Gleitfläche, die eine reibungsarme Bewegung im Gelenk ermöglicht. Arthrose entsteht, wenn der Knorpel aufweicht, rissig und dünner wird. Knorpel kann sich nicht so gut regenerieren wie andere Gewebe. Einmal entstandene größere Schäden bleiben deshalb bestehen.
Kniearthrose kann in drei Bereichen des Knies auftreten:
Ansicht rechtes Knie von vorn; links mit einseitiger Arthrose (medial), rechts mit fortgeschrittener beidseitiger Arthrose (medial und lateral)
Bei allen Menschen nutzt sich der Gelenkknorpel im Laufe des Lebens etwas ab. Bestimmte Einflüsse können den Verschleiß jedoch beschleunigen und dadurch eine Kniearthrose begünstigen. Dazu gehören:
Manche Menschen glauben, dass Bewegung die Kniegelenke zusätzlich belastet und den Verschleiß dadurch begünstigt. Tatsächlich ist Bewegungsmangel für Gelenke aber schädlicher. Zum einen schwächt er die Muskulatur. Zum anderen ist der Gelenkknorpel auf Bewegung angewiesen: Der wechselnde Druck, der zum Beispiel beim Gehen auf den Knorpel wirkt, sorgt für den Austausch von Flüssigkeit und ernährt den Knorpel.
Es ist nicht genau bekannt, wie viele Menschen in Deutschland eine Kniearthrose haben. Nach Schätzungen aus anderen Ländern sind etwa 4 % aller Erwachsenen davon betroffen. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu: So haben ungefähr 10 bis 15% der Menschen über 60 mit Kniearthrose zu tun. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.
Eine Arthrose bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Knie irgendwann so stark geschädigt ist, dass man einen Gelenkersatz benötigt. Viele Menschen kommen trotz der Beschwerden gut im Alltag zurecht.
Wie eine Arthrose verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Manche Menschen haben viele Jahre nur wenig Beschwerden, bei anderen schreitet die Arthrose schneller voran. In einer großen niederländischen Studie, in der Menschen mit Kniearthrose über fünf Jahre immer wieder untersucht wurden, zeigte sich:
Die Schmerzen können auch in Schüben auftreten: Dann wechseln sich Phasen stärkerer Beschwerden mit beschwerdefreien oder beschwerdearmen Phasen ab. Ungünstige Bewegungen oder kleine Verletzungen können Arthroseschmerzen vorübergehend verstärken. Sie klingen dann aber oft von selbst wieder ab.
Eine Kniearthrose kann auf Dauer verschiedene Veränderungen im Gelenk nach sich ziehen. So wird die Knochenoberfläche nach dem Knorpelverlust härter und es können sich Auswüchse an den Rändern der Knochen bilden, sogenannte Osteophyten. Sie können die Beweglichkeit des Gelenks einschränken, Sehnen und Bänder reizen und dadurch zu Schmerzen führen.
Bei sehr stark fortgeschrittener Arthrose kann der Knorpel stellenweise so abgenutzt sein, dass der Knochen freiliegt. Schäden am Meniskus, schwächere Muskeln und gelockerte Bänder sind weitere mögliche Folgen einer fortgeschrittenen Kniearthrose. Zudem kann sich mehr Gelenkflüssigkeit bilden, was ebenfalls schmerzhaft sein kann (Gelenkerguss).
Um eine Kniearthrose festzustellen, fragt die Ärztin oder der Arzt nach Symptomen wie wiederkehrenden oder andauernden Schmerzen und vorübergehender Steife im Knie. Sie oder er prüft den Bewegungsumfang des Kniegelenks, betrachtet die Beinstellung und prüft, ob es andere mögliche Ursachen für die Schmerzen gibt, wie Schäden am Meniskus oder den Bändern.
Normalerweise reicht ein Röntgenbild des Kniegelenks aus, um eine Arthrose festzustellen. Speziellere Untersuchungen, wie zum Beispiel ein Röntgen des ganzen Beins, eine Computertomografie (CT) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) sind meist nicht nötig.
Wenn die Diagnose feststeht, sind keine regelmäßigen Röntgenkontrollen nötig. Die Behandlung richtet sich ohnehin nach den Beschwerden und nicht nach dem, was auf Röntgenbildern zu sehen ist. Weitere Untersuchungen sind nur sinnvoll, wenn die Arthrose unerwartet schnell fortschreitet oder Beschwerden hinzukommen, die auf eine andere Erkrankung hindeuten könnten.
Weitere Aufnahmen vom Kniegelenk werden auch dann gemacht, bevor ein künstliches Gelenk (Gelenkersatz) eingesetzt wird. Sie helfen dabei, die Operation zu planen.
Zur Behandlung von Kniearthrose gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche infrage kommen, hängt unter anderem davon ab, wie weit die Kniearthrose fortgeschritten ist, ob es Begleiterkrankungen gibt und was man von der Behandlung erwartet.
Trotz Arthrose möglichst aktiv zu bleiben, tut den Gelenken gut. Viele Studien zeigen, dass regelmäßige Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion verbessern können.
Bei Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme die Gelenke entlasten. In Studien konnte eine Gewichtsreduktion von mehr als 5 % die Beweglichkeit verbessern und die Gelenkschmerzen etwas lindern.
Häufig wird empfohlen, auf gut sitzende Schuhe mit gut dämpfenden Sohlen zu achten. Sie sollten das Fußgewölbe stützen und ausreichend Platz für die Zehen bieten. Schuhe mit hohen Absätzen sind dagegen ungünstig.
Zudem gibt es zahlreiche Behandlungsansätze bei Kniearthrose:
Aus vielen Studien weiß man, dass Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin oder Glucosamin nicht helfen. Das gleiche gilt für die endoskopische Kniespülung und Knorpelglättung (Arthroskopie).
Zur Behandlung von Kniearthrose werden außerdem noch viele weitere Produkte und Therapien ohne nachgewiesenen Nutzen angeboten, unter anderem:
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
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Quelle: Gesundheitsinformation.de
Herausgeber: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)