Ein Fibroadenom ist ein gutartiger Tumor in der Brust. Es setzt sich aus Drüsengewebe (Adenom) und Bindegewebe (Fibrom) zusammen. Ein Fibroadenom der Brust wird durch die Tastuntersuchung, bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Mammografie oder Magnetresonanztomografie (MRT) und eine Gewebeprobe diagnostiziert. Fibroadenome sind meist nicht behandlungsbedürftig. Wenn nötig können sie operativ entfernt werden.
Die Brustdrüse besteht aus Haut-, Drüsen-, Fett- und Bindegewebe, dem Warzenvorhof und der Brustwarze. Fibroadenome entstehen durch eine Vermehrung des Bindegewebes. Es existieren mehrere Formen von Fibroadenomen mit unterschiedlich großen Bindegewebsanteilen. Ihre Entstehung und ihr Wachstum wird durch bestimmte weibliche Geschlechtshormone (Östrogene) begünstigt. Die Östrogene regen die Fibroadenomzellen dazu an, sich zu vermehren.
Bei einer vermehrten Hormonproduktion − zum Beispiel unter einer Hormonbehandlung oder in der Schwangerschaft − entstehen besonders schnell viele neue Drüsen- und Bindegewebszellen. Ansonsten erfolgt ihr Wachstum schubweise. Sie können dann einen derben Knoten – das Fibroadenom – bilden. Fibroadenome treten vorwiegend vor den Wechseljahren auf. Nehmen Frauen regelmäßig die Antibabypille, sinkt das Risiko für Fibroadenome. Auch nach den Wechseljahren ist es geringer. Häufig entwickeln sich Fibroadenome von selbst zurück.
Meist entsteht ein einzelnes Fibroadenom, manchmal auch mehrere unabhängig voneinander an unterschiedlichen Stellen der Brust.
Eine geringfügige Steigerung des Brustkrebsrisikos durch Fibroadenome ist nicht auszuschließen. Es ist aber bisher nicht geklärt, ob sich der Brustkrebs dabei aus dem gutartigen Tumor entwickelt oder ob Frauen, die zu Fibroadenomen neigen, auch ein leicht erhöhtes Risiko für die Entstehung von Brustkrebs haben.
Bei Fibroadenomen handelt es sich um relativ scharf begrenzte Knoten von gummiartiger Konsistenz. Selten sind sie größer als drei Zentimeter; sie können jedoch auch deutlich größer werden. Meist sind sie in der oberen Brusthälfte in der Nähe der Brustwarzen zu tasten. Fibroadenome wachsen in der Regel langsam. Bei jungen Frauen gibt es eine seltene, schnell wachsende Sonderform, die zu einer Veränderung der Brustgröße und -form führen kann.
Schmerzen empfinden die betroffenen Frauen fast nie. In manchen Fällen fühlt sich die betroffene Brust vor allem vor der Monatsblutung gespannt und leicht schmerzhaft an. Dies kann aber auch bei Frauen ohne Fibroadenom der Fall sein, ist also kein spezifischer Hinweis auf ein Fibroadenom.
Fibroadenome werden in der Mehrzahl von den Frauen selbst beim Abtasten der Brust bemerkt. Andernfalls entdeckt sie meist der Frauenarzt oder die Frauenärztin bei der Krebsfrüherkennungsuntersuchung. Dabei tastet der Arzt oder die Ärztin Brüste ab. Mitunter lassen sich ein oder mehrere Knoten in der Brust tasten, die dicht beieinander liegen können. In der Regel sind sie nicht druckempfindlich. Fibroadenome lassen sich gut gegen das umgebende Gewebe abgrenzen und verschieben. Bei der Untersuchung werden auch die Achselhöhlen und die Bereiche unter dem Schlüsselbein abgetastet. Hier liegen Lymphknoten, die bei einer Erkrankung der Brust vergrößert sein können.
Der nächste Schritt ist meist eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) der Brüste. Gegebenenfalls werden auch die Achselhöhlen mit Ultraschall untersucht. Fibroadenome ergeben meist ein charakteristisches Ultraschallbild, das eine erste Einschätzung erlaubt.
Eine Röntgenuntersuchung der Brust (Mammografie) kann ebenfalls zum Einsatz kommen. Röntgenaufnahmen der Brust sind bei jungen Frauen allerdings oft nicht sehr aussagekräftig, weil junge Frauen im Allgemeinen ein sehr dichtes Brustdrüsengewebe haben.
In manchen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden, zum Beispiel bei Frauen, die schon einmal an der Brust operiert worden sind, Silikonimplantate tragen oder in der Vergangenheit Brustkrebs hatten. Manchmal bekommen die Patientinnen für die Untersuchung ein Kontrastmittel in die Vene gespritzt, um sehr ähnliche Körpergewebe voneinander abzugrenzen und sie so besser auf dem Bild sichtbar zu machen.
Die sichere Diagnose eines Fibroadenoms ist letztendlich nur durch eine Gewebeprobe (Biopsie) möglich, die unter dem Mikroskop untersucht wird. Für die Entnahme der Gewebeprobe ist im Allgemeinen keine Operation notwendig. Sie kann in örtlicher Betäubung durch eine sogenannte Stanzbiopsie unter Ultraschallsicht entnommen werden. Mit einem Instrument wird dabei Gewebe in Form eines millimeterdünnen Zylinders herausgestanzt, um es zur Untersuchung an ein Labor weiterzuleiten.
Betroffene müssen gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin entscheiden, ob eine Biopsie zum sicheren Ausschluss einer bösartigen Erkrankung durchgeführt wird oder ob unter regelmäßigen Kontrollen abgewartet werden kann. Hierfür wird neben den Befunden aus der klinischen und bildgebenden Diagnostik auch die individuelle Situation der Frau berücksichtigt, zum Beispiel Alter und familiäres Brustkrebsrisiko. Der Abstand der Kontrolluntersuchungen wird vom Arzt oder der Ärztin individuell festgelegt.
Die geeignete Anlaufstelle für die Abklärung eines Fibroadenoms ist ein Facharzt oder eine Fachärztin für Frauenheilkunde. Die Deutsche Gesellschaft für Senologie (Brusterkrankungen) zertifiziert spezialisierte Brustzentren nach bestimmten Kriterien. Diese können gegebenenfalls als spezialisierte Anlaufstellen dienen und sind zum Beispiel über die Internetseite der Fachgesellschaft zu finden.
Bei einem gesicherten Fibroadenom ist in der Regel keine Behandlung erforderlich. Es sollte aber eine regelmäßige Kontrolle stattfinden. Die Betroffene sollte dazu regelmäßig selbst ihre Brust abtasten und sich außerdem ärztlich untersuchen lassen. Durch diese Untersuchungen wird die Wachstumsgeschwindigkeit des Fibroadenoms beurteilt. Bei schnellem Wachstum kann eine Entfernung vorteilhaft sein, bevor kosmetische Probleme auftreten.
Sind in einer Brust viele (multiple) Fibroadenome nebeneinander zu tasten, können in deren Umgebung etwas häufiger bösartige Veränderungen auftreten. Daher sind die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen besonders wichtig.
Eine operative Entfernung eines Fibroadenoms ist selten erforderlich. Der Eingriff kann erfolgen, wenn die Frau es wünscht, weil das Fibroadenom sie stört oder weil es unschöne äußerliche Veränderungen hervorruft. Im Allgemeinen wird eine Operation jedoch eher selten vorgenommen, Risiko und Nutzen der Operation sind mit jeder Patientin individuell abzuwägen. Die Entnahme kann – je nach Lage und Größe – Formveränderungen der Brust zur Folge haben. Darüber hinaus entstehen eventuell an anderen Stellen neue Fibroadenome. Vor einer Schwangerschaft wird die Entfernung eines Fibroadenoms oft empfohlen, da die gutartigen Tumoren während einer Schwangerschaft durch den veränderten Hormonhaushalt schnell wachsen und dann zu Problemen führen können. Stillen ist nach der Entfernung eines Fibroadenoms in den meisten Fällen problemlos möglich. In der operierten Brust tritt allerdings etwas häufiger ein Milchstau auf.
Die meisten Fibroadenome werden von den Frauen selbst beim Abtasten der Brust entdeckt. Dies zeigt die Wichtigkeit dieser regelmäßigen Selbstuntersuchung. Sinnvoll ist eine monatliche Untersuchung möglichst kurz nach der Monatsblutung, da das Brustgewebe zu diesem Zeitpunkt am wenigsten gespannt ist. Zunächst wird die Brust bei freiem Oberkörper stehend vor einem Spiegel betrachtet. Bei seitlich herabhängenden und hinter dem Kopf verschränkten Armen fallen Seitenungleichheiten oder Einziehungen am besten auf. Anschließend werden die Brüste im Stehen und im Liegen abgetastet. Die Brüste werden jeweils mit den Fingern der flach ausgestreckten Hand der gegenüberliegenden Seite abgetastet. Dabei ist es wichtig, die gesamte Brust zu untersuchen. Es hat sich bewährt, sich eine bestimmte Vorgehensweise anzueignen, um keinen Bereich der Brust zu vergessen. Zuletzt werden noch die Achselhöhlen auf etwaige Verdickungen oder Knoten abgetastet.
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